Greifswald

Partnerschaft für Demokratie

Was’ los, Greifswald!? Ein Beitrag zur Islamdebatte

Im Rahmen der Ausstellung “Was’ los, Deutschland!? Ein Parcours durch die Islamdebatte” fand am 18. Oktober 2022 ein öffentlicher Ausstellungsbesuch statt. Der AStA-Referent für Internationales und Antirassismus Jada Ladu berichtete in seinem Redebeitrag über die Bedeutung der Universität als Ort der Islamdebatte und über Unterstützungsprojekte für Menschen, die von religiöser und rassistischer Diskriminierung betroffen sind.

Lesen Sie hier den gesamten Redebeitrag von Jada Ladu:

Guten Abend,
mein Name ist Jada Ladu und ich freue mich sehr, heute im Namen der Studierendenschaft
eine kurze Rede halten zu dürfen. Es ist uns besonders wichtig, sich gegen Islamfeindlichkeit
einzusetzen, weil wir eine sehr diverse Gruppe an Studierenden repräsentieren. Zwar
bestehen keine Statistiken dazu, welche Religionszugehörigkeit unsere Studierenden haben,
bedenkt man jedoch, dass ein Großteil unserer internationalen Studierenden aus Syrien, dem
Iran und Ägypten kommen, lässt sich die islamische Religion nahelegen. Auch ist daran zu
denken, dass die Anzahl internationaler Studierender und damit auch muslimischer
Student*innen am wachsen ist. Erst gestern berichtete unsere Rektorin, dass 12 % der neuen
Erstsemester internationale Studierende sind.


Die Universität ist im Diskurs der Islamdebatte ein spannender, aber auch uneindeutiger Ort.
Zum einen ist ein Großteil unserer Studierenden weltoffen, setzen sich mit anderen Kulturen
und Religionen auseinander und sind sich ihrer Privilegien bewusst. Zum anderen muss
jedoch auch bedacht werden, dass islamfeindliches Material und Gedankengut von
Studierenden aus Burschenschaften und Studentenverbindungen in dieser Stadt verbreitet
werden.


Genau dieser Kontrast ist auch universitätsintern zu finden. Unsere Universität ist ein
Mischpot und Multiplikator unterschiedlicher Meinungen, Religionen und Identitäten.
Trotzdem fallen Lehrpersonen auf, die rechtes, nationalistisches Gedankengut verbreiten.
Es stellt sich dadurch die Frage, wie man innerhalb einer so unterschiedlich gesinnten
Gruppe an Personen gegen Fremden- und Islamfeindlichkeit vorgeht. Wir im AStA sind der
Überzeugung, dass es eine Vielzahl unterschiedlicher Formate braucht, die zum einen gegen
Islamfeindlichkeit vorgehen, andererseits aber auch die Betroffenen schützen.

Zum einen ist eine Möglichkeit, die wir in Vergangenheit schon in Angriff genommen haben,
der Abbau von Kategorisierungen, Pauschalisierungen und Stigmatisierungen durch
Workshops und Seminare. Zum diesjährigen ‘Festival contre le racisme’ fanden mehrere
Veranstaltungen gegen Populismus und Fremdenfeindlichkeit statt.
Die Seminare und Vorlesungen haben hauptsächlich Personen angesprochen, die nicht direkt
von religiöser oder rassistischer Diskriminierung betroffen sind. Darin sehen wir ein Interesse
der Student*innen sich mit ihren eigenen Vorurteilen auseinanderzusetzen.

Die aktuelle Seminarreihe “Rassismus erkennen, kritisieren und bekämpfen” vom House of
Resources, an der wir uns als AStA auch beteiligen, ist eine weitere erwähnenswerte
Initiative, die ganz gezielt von Diskriminierung betroffene Gruppen ansprechen soll. Zwar hält
sich bei dieser Veranstaltung die Teilnahme von Studierenden in Grenzen. Trotzdem werden
damit Angebote geschaffen, die die Stärkung der betroffenen Gruppen ermöglicht.
Ein besonderer Teil meiner Arbeit im AStA ist es, Ansprechperson in Situationen der
Fremdenfeindlichkeit und damit auch der Islamfeindlichkeit zu sein. In individuellen
Gesprächen, die selbstverständlich vertraulich stattfinden, hören wir uns die Fälle an

und evaluieren die besten weiteren Schritte. Priorität hat dabei immer der Schutz der uns
zuwendenden Person.


Ich möchte auch auf den Fall Bjeen Alhassan eingehen. Hierbei handelt es sich um eine
ehemalige Studentin der Universität Emden, die von ihrem betreuenden Professor bei der
Anfertigung ihrer Masterarbeit diskriminiert wurde. Dieses Beispiel lehrt uns, dass es auch
an Universitäten zu Diskriminierung kommt, die zu erheblichen Nachteilen führt. Wir haben
uns als Studierendenschaft letztes Jahr mit diesem Fall solidarisiert, sind aber überzeugt,
dass wir nicht so fern gucken müssen, um von Diskriminierungserfahrungen zu hören. Der
Fall lehrt uns jedoch, wie wichtig unsere Aufgabe ist, uns gegen jegliche Formen der
Diskriminierung einzusetzen.


Zuletzt möchte ich in meiner Ansprache darauf hinweisen, wie wichtig es ist für die
islamischen Studierenden an unserer Universität sichere Orte des Rückzugs, Gebets, aber
auch der Zusammenkunft zu schaffen. Das islamische Kulturzentrum Greifswald ist eine
Bereicherung ganz besonders auch für unsere islamischen Studierenden und daher möchten
wir uns als AStA ganz klar für den Erhalt und die Förderung dieses kulturellen Zentrums
einsetzen.


Mit diesen Worten möchte ich meine kurze Ansprache beenden. Ich freue mich über die
Möglichkeit, heute dabei zu sein und begrüße diese Ausstellung, bei der auf ganz kreative Art
auf das Problem der Islamfeindlichkeit aufmerksam gemacht wird.
Vielen Dank.




Wir danken Jada Ladu für diesen Redebeitrag! Danken möchten wir an dieser Stelle auch den weiteren Redner*innen des Abends:
die Integrationsbeauftragte der Stadt Greifswald Anna Gatzke, die Schulleiterin der Fischerschule Petra Darm und Dr. Mohammad Alkilzy für das Islamische Kulturzentrum Greifswald.

Digitale Version der Ausstellung

Die Wanderausstellung “Was’ los, Deutschland!? Ein Parcours durch die Islamdebatte” war vom 12. bis 26. Oktober 2022 in der IGS Erwin Fischer in Greifswald zu sehen. Eine digitale Version der Ausstellung ist unter https://waslosdeutschland.info/digitale-welt/ verfügbar.