Alle DemokraTische finden unter den aktuellen Corona-Auflagen statt.
Was braucht das Ehrenamt?
Dienstag, 07.09.2021, 17:00 Uhr, Garten der STRAZE, Stralsunder Straße 10, organisiert von den Ehrenamtskoordinatorinnen des Projektes „Hauptamt stärkt Ehrenamt“ im Landkreis Vorpommern-Greifswald
Die Ehrenamtskoordinatorinnen des Projekts ,,Hauptamt stärkt Ehrenamt’’ des Landkreises Vorpommern-Greifswald haben zu einer Diskussion über die Herausforderungen und Wünsche von ehrenamtlich Tätigen in Greifswald und Umgebung eingeladen. Insgesamt vier Personen folgten der Einladung von Andrea Heinig und Nele Hartleben, die zunächst von dem Projekt und ihren verschiedenen Hilfsangeboten für Vereine berichteten. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der Teilnehmenden und ihres Vereins – unter anderem des ambulanten Hospizdienstes, des Bürgerhafens und des Seniorenbeirats – wurde die Aufmerksamkeit auf die Wünsche und wahrgenommenen Probleme des Ehrenamts gelenkt. Die Teilnehmenden erzählten von vielfältigen Hürden, die die Tätigkeit des Ehrenamts betreffen. Ein großes Anliegen war beispielsweise die fehlende Anerkennung: trotz bereits getroffener Maßnahmen wie der Ehrenamtskarte oder der Ehrenamtsauszeichnung, für die besonders engagierte Ehreanamtler vorgeschlagen werden können, mangelt es an Hilfestellungen und Unterstützung von staatlicher Seite. Eine der Teilnehmenden berichtete davon, dass Ehrenamtliche ihre Tätigkeit zwar gerne ausführen, ein bloßes ,,Danke’’ aber an vielen Stellen nicht ausreicht. Sie schlägt deshalb bundesweite Maßnahmen wie eine steuerliche Entlastung in Form eines Steuerfreibetrags vor. Weiterhin wurde darüber diskutiert, dass viele Vereine Hilfe bei der oft schwierigen Öffentlichkeitsarbeit benötigen. Grund dafür ist auch, dass es kaum Anlaufstellen für die Vorstellung verschiedener Vereine gibt, weshalb ein für alle zugängliches öffentliches Vereinsregister wünschenswert wäre – auch zur Vernetzung der Vereine untereinander. Eine stärkere Öffentlichkeit für die Vereine würde außerdem ein weiteres Hindernis lösen, mit dem sich ehrenamtlich Engagierte konfrontiert sehen: die Mitgliedergewinnung. Die Teilnehmenden stellten untereinander fest, dass es zwar viele Menschen gibt, die gerne ehrenamtlich in ihrem Verein tätig sind, jedoch kaum neue Mitglieder nachrücken. Besonders interessant für alle Anwesenden war der Einwurf eines Teilnehmenden, der von der Möglichkeit von Richterinnen erzählte, für straffällig gewordene Personen eine Geldspende an Vereine anzuordnen, statt das Bußgeld direkt an den Staat zu leiten (mehr Informationen dazu: Hier). Die Teilnehmenden waren sich einig, dass diese Verfahrensweise deutlich stärker publik gemacht werden sollte, um verschiedene Vereine zu unterstützen.
Insgesamt war der DemokraTisch zum Thema ,,Was braucht das Ehrenamt?’’ trotz weniger Besucherinnen als erwartet ein Erfolg. In gemütlicher Atmosphäre bei Kaffee, Tee und Snacks wurden die Probleme der ehrenamtlich tätigen Vereine verdeutlicht. Die Ehrenamtskoordinatorinnen leiten die Ideen und Wünsche der Teilnehmenden direkt an das Projekt ,,Hauptamt stärkt Ehrenamt’’ weiter, die Teilnehmenden wurden mit Broschüren und Angeboten des Projekts versorgt.
Stadtgespräche – Greifswald im Lockdown
Mittwoch, 08.09.2021, 17:00 Uhr, Hof des St. Spiritus, Lange Straße 49/51, organisiert von Lena Droese
Lena Droese, Studentin an der Universität Greifswald, nutzte den DemokraTisch zur Vorstellung ihres Buches ,,Stadtgespräche – Greifswald im Lockdown’’, welches in Kooperation mit der Partnerschaft für Demokratie in diesem Jahr erschienen ist. Mit knapp zwanzig Anwesenden im Hof des St. Spiritus wurde das druckfrische Fotobuch, das Portraits und Gespräche aus dem Lockdown im Frühjahr 2021 versammelt, zum ersten mal der Öffentlichkeit präsentiert. Nach einer kurzen Einführung durch Anita Völlm, Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie, begann die Veranstaltung zunächst mit einer lockeren Interviewsituation, in der Lena Droese, Anna Knüppel (Gestaltung) und Michael (Interviewpartner und Betreiber des Ravics) zu der Entstehung der Idee und ihren Gedanken rund um das Thema ,,Greifswald im Lockdown’’ befragt wurden. Besonders wichtig war es Lena Droese und Anna Knüppel dabei ,,den Blick zu öffnen, um Perspektiven aufmachen zu können, an die man sonst nicht herangekommen wäre’’. Mehr Informationen zu dem Interviewband sowie eine digitale Version zum Download gibt es hier.
Nach einer kurzen Pause für Getränke und Snacks fanden sich die Teilnehmenden anschließend in kleineren Gruppen zusammen, um anhand ausgewählter Interviewfragen aus dem Buch darüber miteinander ins Gespräch zu kommen, wie unterschiedliche Menschen die allgemeine Pandemiesituation und die Lockdownphasen empfunden haben. An allen Kleingruppen-Tischen wurde lebhaft diskutiert: Was machst du als Erstes, wenn alles vorbei ist? Was war für dich besonders schwer im Lockdown? Was bedeutet Demokratie für dich in dieser Zeit?
Die Anwesenden verblieben einige Stunden an den kleinen DemokraTischen, um sich bei sonnigem Wetter auszutauschen und das Buch genau unter die Lupe zu nehmen. ,,Ich finde die Idee schön, verschiedene Menschen aus ganz verschieden Bereichen zu portraitieren’’ erzählte ein Teilnehmer. Weiterhin wurde auch darüber diskutiert, was die Stadt bei einem möglichen erneuten Lockdown besser machen könnte – etwa die soziale Versorgung für Geschäfte oder das Anbieten von Austauschformaten, um dem Problem von Verschwörungstheorien und sozialer Spaltung entschlossen entgegenzutreten.
Lena Droese zeigte sich sehr zufrieden mit der Veranstaltung. Es kamen bereits einige Spenden für das kostenlose Buch zusammen, die im Anschluss Projekten der Interviewpartner*innen nach der Corona-Zeit (unter anderem einem Sommerfest für das Greifswalder Frauenhaus) zugutekommen sollen. Ebenfalls anwesend war eine Redakteurin der Ostseezeitung, um über Lena Droese, das Fotobuch und die Veranstaltung zu berichten. Weiterhin haben die studentischen Moritz.medien dem Projekt einen Beitrag gewidmet.
Wie solidarisch kann Schule sein & zivilgesellschaftlich wirken?
Donnerstag, 09.09.2021, 16.00 – 18.00 Uhr, STRAZE (Bier)Garten, organisiert von verquer.
Welche Rolle übernimmt schulische Bildung bei der Förderung demokratischer Werte, Solidarität und Empathie und welche Aufgaben können sich aus scheinbar zunehmenden Konfliktlagen rund um Migration, Diskriminierung, Klima und Grundrechte ergeben? Über diese und ähnliche wichtige Themen wollten die Mitglieder von verquer mit einer interessierten Öffentlichkeit ins Gespräch kommen. Leider blieb es bei einer sehr kleinen Runde, trotzdem fand ein aktiver Austausch rund um den Bereich demokratische Schule und Antirassismus- /Antidiskriminierungkonzepte statt, in der persönliche Erfahrungen zur Sprache kamen. Die Anwesenden diskutierten über verschiedene Schulkonzepte zur Förderung demokratischer Werte und Partizipation von Schülerinnen und wie schwierig es in der Realität sein kann, Projekte oder Ideen für ein toleranteres Miteinander ohne Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus an Schulen zu etablieren. Insgesamt gab es einen allgemeinen Konsens darüber, dass Schule und Lehrerinnen eine weitaus größere Verantwortung übernehmen sollten, wenn es um eben jene zivilgesellschaftlichen Themen geht. Das Problem sei oftmals, dass einzelne engagierten Lehrerinnen zu wenig Handlungsspielraum und Entscheidungskraft über Projekte zur Ausbildung demokratischer Werte besitzen und diese Projekte eher als unproduktiver Mehraufwand betrachtet werden. Inwiefern dieses Problem gelöst werden kann und aus welchen Gründen vielerorts das nötige Engagement fehlt wurde intensiv diskutiert, auch wenn natürlich keine abschließende Musterlösung gefunden werden konnte.
Einen wichtigen Beitrag zur Förderung eines solidarischen Miteinanders an Schulen leisten die Mitglieder von verquer bereits seit 2011, indem sie Projekte zu Themen globaler Gerechtigkeit für Schulklassen und andere Gruppen in Vorpommern anbieten. Unter dem Motto ,,Wir thematisieren globale Gerechtigkeit – emanzipativ, vielfältig, idealistisch und fachkompetent’’ halten die Mitglieder Projekttage an Schulen ab, um den Schülerinnen durch Workshops mit Themenschwerpunkten wie ,,Zukunftsfähig leben’’, ,,Menschenrechte/Grundrechte’’, ,,Gutes gesellschaftliches Miteinander’’ und ,,Welthandel’’ ihre Rolle in der globalisierten Welt und ihre Handlungsoptionen auf vielfältige interaktive Art und Weise näherzubringen. Dafür bietet verquer Teamer*innenausbildungen an, in denen allen Interessierten das nötige Handwerkszeug gelehrt wird, um selbst Projekttage umsetzen zu können oder sich einfach persönlich fortzubilden. Mehr Informationen zur Arbeit von verquer und der Teamer*innenschulung gibt es hier.
Gute Ideen, schwungvolle Taten: klimafreundlich leben in Wieck und Ladebow – wie kann das gelingen?
Samstag, 11.09.2021, 15 – 18 Uhr, Pfarrgarten der Wiecker Kirchengemeinde, organisiert von der Initiative Stadt, Land, Fluss
Im Pfarrgarten der Wiecker Kirchengemeinde hat Jan Düsterhöft von der Initiative ,,Stadt, Land, Fluss’’ über zwanzig Teilnehmende zu einem Gespräch über die Möglichkeiten eines klimagerechteren Lebens in Wieck und Ladebow empfangen. Begleitet durch Moderatorin Inga Lutosch konnten die Anwesenden in einen offenen Austausch treten und im ersten Teil der Veranstaltung zunächst die Frage klären, welche Ansatzpunkte es für mehr Klimaschutz in den Ortsteilen gäbe und welche Probleme sie gegenwärtig wahrnehmen. Interessant an dieser Stelle war, dass trotz der Vielfalt unter den Teilnehmenden, die Antworten innerhalb dieser ersten Bestandsaufnahme recht ähnlich waren. Egal ob junge Paare und Familien, Zugezogene oder Alteingesessene – alle nahmen die gleichen Kritikpunkte am Leben in Wieck und Ladebow wahr. So fehlt beispielsweise die Möglichkeit, biologisch und regional im Ort einzukaufen, dazu müsse immer in die nächstgrößere Stadt gefahren werden. Das ist wiederum, insbesondere für ältere Menschen oder Personen ohne PKW, ebenfalls nur schwer möglich, denn in Ladebow befindet sich bisher keine Bushaltestelle. Diese ist zwar bereits geplant, die tatsächliche Umsetzung findet aber erst in einigen Jahren statt. Beklagt wurden weiterhin fehlende Infrastruktur, Apotheken, Ärzte und Kinderbetreuung. So muss für fast alle Besorgungen das Auto genutzt oder eine lange Reise mit dem Bus angetreten werden. Besonders einig waren sich viele der Mitdiskutierenden bei einem Punkt: Zu viele und zu schnelle Autofahrer innerhalb des Orts. Trotz des Gebots des Schritttempos im ganzen Ort, fahren sowohl Touristen als auch Einheimische viel zu rasant in den Spielstraßen. ,,Es müssen sich mal alle zusammentun und eigene Schilder oder Bobbycars vor dem Haus aufstellen, alleine kämpft man gegen Windmühlen’’ berichtete eine junge Mutter aus der Ortsteilvertretung. Weiterhin kommt einigen Einwohnerinnen bei der gewünschten Umstellung auf klimafreundlichere Energieversorgung, beispielsweise durch Solaranlagen, oftmals der Denkmalschutz in die Quere. Das Problem hierbei ist, so erzählte ein anwesender Ortsteilvertreter, dass alle baulichen Änderungen ,,in das Ortsbild passen müssen’’ – daran würde aber bereits gearbeitet werden.
Im zweiten Teil der offenen Gesprächsrunde sollten nun ganz konkret Ideen und Wünsche für ein klimagerechteres und angenehmeres Leben in Wieck und Ladebow festgehalten werden. Pünktlich dazu kam auch Alexander Krüger, Vorsitzender der Greifswalder Bürgerschaftsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, in die Runde, um Tipps zur Umsetzung zu geben und die Themen der Einwohner*innen mit in seine Fraktion zu nehmen. Die einzelnen Vorschläge wurde auf einer großen Tafel festgehalten und konnten anschließend von den Teilnehmenden mit jeweils drei grünen (positiv) und drei roten (negativ) Klebepunkten bewertet und nach Zuspruch und Wichtigkeit sortiert werden. Zu den Highlights gehörten hierbei vor allem die Bereiche Verkehr und Mobilität. Durchweg positiv empfanden alle Anwesenden eine klarere Beschilderung in den Ortsteilen, die zur besseren Orientierung und mehr Rücksicht auf das festgelegte Tempo führen soll. Hinzu kommt die Idee eines komplett autofreien Wiecks – hier schieden sich jedoch die Geister. Mit der Einschränkung, dass Anlieger weiterhin ihr Auto benutzen dürfen, konnte dennoch Einigung gefunden werden. Auf dem großen Parkplatz wünschen sich viele einen ,,Mobility Hub’’, der Car- und Lastenradsharing, E-Ladestationen und Leihräder vereinen soll. Ebenfalls viel besprochen wurde ein ,,Kleingarten-Lebensmittel-Flohmarkt’’, auf dem beispielsweise selbstangebautes Obst und Gemüse, welches alleine nicht verzehrt werden kann, zum Tausch oder kostenlosen Vergabe angeboten werden soll. Weitere Ideen und Vorschläge waren: große Fahrrad- und Hängerunterstellmöglichkeiten, solidarische Landwirtschaft vor Ort, das zeitweilige Schließen der Brücke für Autos und ein 24-Stunden-Tante-Emma-Regionalmarkt. Die Teilnehmenden bekamen außerdem die Möglichkeit, sich direkt für Themen, die ihnen besonders am Herzen liegen, zu vernetzen und sich der weiteren Planung zu verschreiben.
Der DemokraTisch war ein voller Erfolg und endetet nach drei Stunden unter Applaus, mit festen Ergebnissen und zufriedenen Gesichtern.
Just lädt zum sonntäglichen Austausch mit Jugendlichen und Gemeinde – ,,Zukunftsvisionen“
Sonntag, 12.09.2021, ab 11 Uhr, vor dem Dom, organisiert vom Projekt JUST – Jugend.Stadt.Turm Greifswald
Die Gruppe ,,JUST – der Jugend. Stadt. Turm’’ hat im Rahmen der Klimaaktionswoche (05.-12.09.2021) zu einem DemokraTisch vor dem St. Nicolai Dom geladen, um gemeinsam und generationsübergreifend über verschiedene Perspektiven gegenwärtiger Probleme zu sprechen. Auf großen Tafeln konnten die Besucher*innen frei ihre Gedanken zu verschiedenen Fragestellungen niederschreiben, um einen visuellen Überblick verschiedener Meinungen, Wünsche und Blickwinkel zu erhalten. Zu Fragen wie ,,Was wünschst du dir für die Zukunft?’’, ,,Wovor hast du Angst?’’, ,,Welche Themen beschäftigen dich?’’ und ,,Was ist deine Utopie?’’ füllten sich die Tafeln nach und nach mit vielfältigen Antworten. So konnte eine Sammlung ganz unterschiedlicher Perspektiven entstehen, die von allgemeinen Begriffen wie ,,Gerechtigkeit’’ bis zu spezifischen Wünschen wie ,,mehr Sicherheit für Kinder im Straßenverkehr’’ reichte. Vor allem Besucher*innen des Gottesdienstes im St. Nicolai Dom blieben neugierig am DemokraTisch stehen und teilten ihre Gedanken bereitwillig mit. Einige blieben nur kurz um ihre Antworten zu verewigen, andere verweilten länger an Ort und Stelle und tauschten sich untereinander über die Fragen und verwandte Themen aus. Insgesamt nahmen ca. 20 Personen an der Aktion teil, viele sprachen ihr Lob für die Möglichkeit eines offenen und spontanen Austausches aus. Besonders spannend war die bunte Mischung der Teilnehmenden, die von Kindern über Jugendliche und Erwachsene bis hin zu Seniorinnen reichte. Trotz dieser Vielfältigkeit ergab sich anhand der niedergeschriebenen Antworten ein recht klares Bild über die aktuell als am relevantesten betrachteten Probleme und Wünsche der Anwesenden: Klimaschutz und Toleranz. Insbesondere die Frage nach den Ängsten der Menschen zeigte, dass die Klimakrise von vielen Beteiligten als große Gefahr wahrgenommen wird, wie Antworten wie ,,Umweltkatastrophen’’, ,,Ressourcenkrieg’’ und ,,wenn das Klima kippt’’ zeigen. Außerdem sehnen sich viele nach einem offeneren und gleichberechtigten Miteinander innerhalb der Gesellschaft – so beschreibt ein Teilnehmender seine Utopie unter der Metapher ,,alle Menschen werden Brüder’’.
Die Veranstalterinnen zeigten sich zufrieden mit der Veranstaltung und dem spannenden Einblick in die Gedanken der Anwesenden.
Nachbarschaft mit vielen Kulturformen – gutes Zusammenleben aktiv gestalten
Sonntag, 12.09.2021, 15 – 18 Uhr, Makarenkostraße 49, Schönwalde II, 17491 Greifswald / Freier Platz vor dem Club, organisiert vom Kulturverein „Studentenclub Kiste“ e.V.
Schönwalde I und II sind das Zuhause für viele Menschen aus unterschiedlichen Kulturformen – wie kann da ein gutes nachbarschaftliches Zusammenleben funktionieren und wo gibt es mögliche Schwierigkeiten und Ansatzpunkte? Diese Fragen beschäftigen die Mitglieder des Kulturvereins „Studentenclub Kiste“ e.V., weshalb sie den DemokraTisch am 12. September vor dem Club organisierten. Wie schwierig das aktive Gestalten eines guten Zusammenlebens aussehen kann, bewies die leider geringe Teilnehmer*innenzahl der Veranstaltung. Dennoch konnte ein produktives Vernetzungs- und Austauschgespräch stattfinden, da die Integrationsbeauftragte der Stadt Anna Gatzke gerne zum DemokraTisch erschienen ist und mehr über die wahrgenommenen Probleme im Stadtteil erfahren wollte. René Amling vom Studentenclub berichtete davon, dass er eine starke Trennung innerhalb Greifswalds zwischen dem Innenstadtbereich und Schönwalde wahrnimmt. Problem ist, dass trotz vieler kultureller Begegnungsorte wie der Schwalbe, dem islamischen Kulturzentrum und auch der Kiste, kaum ein wirkliches Miteinander und stadtteilübergreifende Interaktionen stattfinden. Die Kiste selbst wird außerdem oftmals lediglich als Studentenclub wahrgenommen, obwohl die Veranstaltungsräume viel mehr zu bieten haben als nur Partys für Studierende. ,,So ein Club mit Veranstaltungsräumen ist wie ein großer Spielplatz, auf dem man alles mal ausprobieren kann’’, sagt René Amling. Die Kiste ist ein ehrenamtlicher Verein, der neben Clubabenden auch andere kulturelle Formate anbietet: darunter Kino, Quizze, Konzerte, Rollenspielrunden, Lesungen, Vorträge und vieles mehr. Die Mitglieder wünschen sich die Aufhebung der gedanklichen Trennung von Schönwalde und anderen Stadtteilen Greifswalds und die Chance auf ein aktiveres Zusammenkommen aller Einwohnerinnen. Um das zu ermöglichen, wurden bereits einige konkrete Ideen gesammelt, beispielsweise ein Filmfestival mit Filmen aus unterschiedlichen Kulturen oder ein großes Sommerfest. Dazu müssten mehrere Initiativen und Gruppen zusammenkommen und gemeinsam Konzepte entwickeln. Dass solche Veranstaltungen in Schönwalde möglich sind, steht für die Anwesenden jedoch außer Frage. Der Stadtteil bietet genug Räumlichkeiten, sie müssten nur angemessen genutzt und mitgedacht werden. Auch die Förderungsmöglichkeiten für solche Veranstaltungen wären in diesem Jahr besonders günstig: Unterstützung gibt es beispielsweise durch das House of Resources, die Partnerschaft für Demokratie und das Budget der Integrationsbeauftragten.
Zusammenfassend zog der sonntägliche DemokraTisch der Kiste zwar wenig Besucher*innen an, nichtsdestotrotz konnte ein produktiver Austausch entstehen, der in Zukunft durch eine gemeinsam organisierte Veranstaltung vielleicht zu einem aktiveren Zusammenleben in Schönwalde beitragen wird.
Wenn aus Fremden Freunde werden
Dienstag, 14.09.2021, 16 – 18 Uhr, Garten der STRAZE, Stralsunder Straße 10, organisiert vom Bürgerhafen Greifswald
,,Wenn aus Fremden Freunde werden’’ – unter diesem Motto versammelten sich am 10. September knapp zehn Teilnehmende im Garten der Straze. Der Titel des DemokraTisches entspringt einem gleichnamigen Projekt des Bürgerhafens Greifswald. Gundula Meyer, Projektmitarbeiterin für Integration im Bürgerhafen, hat zu einer offenen Gesprächsrunde geladen, um sich über das Fotoprojekt und das Thema Integration im Allgemeinen auszutauschen. Das Projekt ,,Wenn aus Fremden Freunde werden’’ stammt eigentlich aus dem Ort Solingen, wurde aber in den letzten Jahren auch in anderen Städten durchgeführt. Es steht für Weltoffenheit, Toleranz und die Irrelevanz unterschiedlicher Herkünfte für das Mensch-Sein. Um das auch visuell dazustellen, hat der Bürgerhafen am 23. August Teilnehmende mit und ohne Fluchterfahrung zu einem großen Fotoshooting eingeladen, um im Nachhinein jeweils eine Gesichtshälfte einer migrantischen und einer nicht-migrantischen Person zu einem Portrait zusammenzufügen. Auf diese Weise verschwinden die äußerlichen kulturellen Unterschiede und der Betrachtende nimmt nur noch den Menschen an sich war. ,,Ich war total erstaunt, dass es dieses Projekt in einer Universitätsstadt wie Greifswald noch nicht gab und dachte mir ,,Das mache ich jetzt!’’’’ erzählt Gundula Meyer zur Entstehung des Vorhabens in Greifswald. Zum Shooting erschienen ca. 44 Greifswalderinnen, sodass am Ende 15 Plakate mit zusammengefügten Gesichtern als Endprodukt entstehen können. Die Plakatausstellung wird in unterschiedlichen Schaufenstern der Innenstadt zu sehen sein, sodass ein interkultureller Spaziergang unternommen werden kann, um alle einzigartigen Fotomontagen zu besichtigen. Start der Ausstellung ist am 1. Oktober zum Beginn der Interkulturellen Woche im ,,einLaden’’ in der Johann-Sebastian-Bach Straße 24. Bis zum Ende des Monats werden die Plakate zu sehen sein und hoffentlich den einen oder anderen Passanten zum Nachdenken anregen.
Zum DemokraTisch erschienen neben anderen Interessierten auch einige Menschen, die selbst am Fotoshooting teilgenommen haben und ebenfalls gespannt auf das fertige Produkt und ihre eigene ,,zweite Gesichtshälfte’’ warten. Gundula Meyer berichtete davon, dass sie mit ihrer Projektidee fast ausschließlich auf positive Reaktionen stoß und glücklich ist, dass sowohl von Migrantinnen geführte Geschäfte als auch deutsche Läden gerne ihr Schaufenster frei machen, um an der Plakatausstellung teilzunehmen. Die Anwesenden erzählten, wie schön sie die Idee fanden und tauschten sich auch über eigene Migrationserfahrungen aus. Im weiteren Verlauf des Nachmittags wurde der DemokraTisch etwas privater: Die Teilnehmenden nutzen die Zeit, um sich gegenseitig kennenzulernen und Geschichten und eigene Ideen auszutauschen. Besonders beispielhaft für den Erfolg von Freundschaften über kulturelle Unterschiede hinweg war die Geschichte zweier Anwesender, die sich bei der Arbeit kennenlernten und sofort Freunde wurden. Beide haben am Fotoprojekt teilgenommen und pflegen weiterhin eine enge Freundschaft, in der unterschiedliche Herkünfte kein Hindernis, sondern eine Bereicherung darstellen. Ebenfalls bezeichnend ist die Geschichte zweier anwesender Frauen, die trotz Altersunterschied und Sprachbarriere im Rahmen des integrativen Patenschaftsprogramms des Bürgerhafens zueinander fanden und seitdem alltägliche Probleme durch gegenseitige Hilfe gemeinsam meistern. Ob Fahrrad fahren, Behördengänge oder Sprachenlernen, durch das gemeinsame Überwinden von Hindernissen sind die beiden Frauen eng zusammengewachsen.
Zur Eröffnung der Ausstellung wollen alle dabei sein und endlich sehen können, wie einfach es sein kann, aus Fremden Freunde zu machen, wenn verschiedene Nationalitäten in den Hintergrund treten und Platz für Offenheit und Toleranz schaffen.
Partizipation von Migrant*innen an der Kommunalpolitik – Integration durch Mitbestimmung
Mittwoch, 15.09.2021, 17 – 18:30 Uhr, St. Spiritus Lange Straße 49/51, organisiert von der Integrationsbeauftragten der Stadt Greifswald und vom interkulturellen Café
Die Integrationsbeauftragte der Stadt Greifswald Anna Gatzke verfolgte mit dem von ihr organisierten DemokraTisch ein Anliegen, welches ihr bereits seit Langem am Herzen liegt: die Etablierung eines Migrant*innenbeirats in der Kommunalpolitik. Dass dieses Interesse von vielen Greifswalderinnen geteilt wird, bewies die Anzahl von etwa 25 Teilnehmenden in den Räumlichkeiten des St. Spiritus. Nach einer kurzen Einführung durch die Integrationsbeauftragte, in der sie unter anderem Fakten zu der Anzahl und der Verteilung von Menschen mit Migrationshintergrund in Greifswald nannte, wurde auch die Struktur der Kommunalpolitik und die Funktion eines Beirats in der Bürgerschaft erläutert. Dazu lud Anna Gatzke Personen ein, die sich bereits in einem Beirat engagieren und die Grundlagen zu der Arbeit im Beirat, der Wahl und der Mitgliederanzahl mit den Anwesenden teilen konnten. So bekamen die Vertreter*innen des Senior*innenbeirats, des Frauenbeirats und des Kinder- und Jugendbeirats ebenfalls die Chance, sich und ihre Arbeit den Anwesenden vorzustellen und bereits erste Anhaltspunkte darüber zu geben, wie das Modell eines möglichen Migrant*innenbeirats aussehen könnte. Die Entstehung eines migrantischen Gremiums in der Kommunalpolitik ist insbesondere auch für die 4,7 % der Menschen wichtig, die aufgrund eines fehlenden deutschen Passes bisher keine Möglichkeit haben, an offiziellen Wahlen und dem politischen Geschehen zu partizipieren. Diese Chance auf Mitgestaltung des eigenen Umfelds in der kommunalen, also der alltäglichen Politik des eigenen Wirkungskreises, kann ein Migrant*innenbeirat den Betroffenen bieten. Greifswald eignet sich als bunte Stadt mit diversen migrantischen Vereinen und Initiativen sehr gut für die Planung und Besetzung eines solchen beratenden Gremiums. ,,Es ist mir wichtig, dass der Beirat gemeinsam mit Migrant*innen entwickelt wird’’ so Anna Gatzke. Die dazu organisierte offene Gesprächsrunde im St. Spiritus sollte zunächst zeigen, welche Funktionen ein Migrantinnenbeirat in Greifswald erfüllen kann und weshalb er etabliert werden soll, bevor dann bei einem weiteren Treffen im Herbst das konkrete Modell entwickelt wird. Das offene Plenum teilte sich im zweiten Teil der Veranstaltung in mehrere Gruppentische auf, um anhand dreier Fragen ein grobes Meinungsbild der persönlichen Wünsche und Anliegen der Anwesenden zu erhalten. In Kleingruppen wurde intensiv darüber diskutiert, warum es ein migrantisches beratendes Gremium braucht, welche Vorteile es bietet und welche Personen in diesem Beirat vertreten werden sollten. Der rege Austausch zwischen den Anwesenden hätte sicher noch einige Zeit weitergehen können, musste aber aufgrund mangelnder Zeit etwas gebremst werden. Die anschließende Vorstellung der Ergebnisse bewies den allgemeinen Konsens darüber, dass ein Migrant*innenbeirat in der kommunalen Politik durchaus benötigt wird. ,,Viele Migrant*innen haben noch nie in ihrem Leben gewählt, der demokratische Prozess muss und kann durch so einen Beirat erlernt werden’’ begründete der Vorsitzende des Migrant*innenbeirats aus Rostock, der ebenfalls zur Veranstaltung erschien und seine eigenen Erfahrungen teilte. Als weitere Vorteile neben des Erlernens der Demokratie wurden auch die Förderung der Integration, beispielsweise durch Sprachförderung, eine höhere Bildung, das Abbauen von Hürden und die Repräsentation von die Migrant*innen betreffenden Schwierigkeiten und Herausforderungen genannt. Außerdem ermögliche ein Beirat ein vertrauensvolles politisches Sprachrohr, an das Probleme und Sorgen herangetragen werden können, die man sich gegenüber herkömmlichen Parlamentariern nicht traut zu verbalisieren. Wenn es um die mögliche Besetzung des Gremiums geht, wünschen sich viele Anwesende die Aufnahme von allen Migrant*innen – egal ob sie geflüchtet sind, einen deutschen Pass haben, selbst nicht in Deutschland geboren sind oder lediglich ausländische Vorfahren haben. Auch die Aufnahme von Frauen und mehrfach Diskriminierten wurde als besonders erstrebenswert genannt.
Der DemokraTisch hat auf erfolgreiche Art und Weise bewiesen, wie stark das Interesse nach einer politischen Vertretung der Interessen von Migranti*nnen ist und wie viele Menschen bereit sind, sich dafür zu vernetzen und das Vorhaben in den nächsten Monaten weiterhin zu begleiten.
“Fairnetzung” Greifswalds – Welche Rolle spielt der Faire handel in Greifswald und welche Projekte entwickeln sich gerade
Mittwoch, 15.09.2021, 18 Uhr, STRAZE Garten Stralsunder Straße 10, organisiert von der Fairtrade-Stadt Initiative
Wie lebt es sich in Schönwalde?
Donnerstag, 16.09.2021, 10 – 12 Uhr, Ladenlokal im Schönwaldecenter, organisiert von der Quartierskoordination, Nachbarschaftshilfe WGG e.V., Mehrgenerationenhaus Aktion Sonnenschein M-V e.V., DKSB/Schwalbe Hauskoordination
Im Ladenlokal im Schönwaldecenter drehte sich am DemokraTisch alles um die Frage ,,Wie lebt es sich in Schönwalde?’’. Neben der Hauptorganisatorin und Quartieskoordinatorin Dr. Ruth Bördlein und den weiteren Organisatorinnen der Nachbarschaftshilfe, des Mehrgenerationenhauses Aktion Sonnenschein und der Schwalbe Hauskoordination verirrten sich am Vormittag leider nicht viele Gäste in die Räumlichkeit, um sich über ihre Erfahrungen in Schönwalde auszutauschen. Dass viele Einwohnerinnen durchaus etwas zum Leben im Stadtteil mitzuteilen haben, hat sich aber trotzdem bewiesen. Durch gezieltes Ansprechen der Besucherinnen des Schönwaldecenters kamen sowohl positive als auch negative Erfahrungswerte über den Alltag im Viertel zusammen, die sich je nach Ansprechpartnerin und genauem Wohnort auch widersprachen. Gelobt wurde beispielsweise die Sauberkeit, die vielen Einkaufsmöglichkeiten und der großzügige Platz, der durch viele Grünflächen besticht. Auf der negativen Seite wurden zu schnelle Autos, zu wenige Parkmöglichkeiten, fehlende Treffpunkte und Begegnungsorte (zum Beispiel in Form eines Cafés oder Tanzlokals), mangelnde Sauberkeit und das Wegfallen der sozialen Durchmischung beklagt.
Dass die verschiedenen Generationen, Kulturen und Gruppen, die in Schönwalde ein Zuhause gefunden haben, tatsächlich schwer zusammenzubringen sind, berichteten auch die Veranstalterinnen. Untereinander wurden Erfahrungen ausgetauscht und gemeinsam darüber diskutiert, wie man die Menschen aus Schönwalde zu einem aktiveren Zusammenleben anregen könnte. Gerade in diesem und dem letzten Jahr sei es besonders schwierig geworden, erfolgreiche Veranstaltungen und Begegnungen zu organisieren. ,,Durch Corona gab es auch eine kulturelle Entwöhnung’’, erzählte eine Anwesende, ,,viele Menschen sind verunsichert, was aktuell erlaubt ist oder haben durch schlechte Erfahrungen bereits aufgegeben’’. Besonders migrantische Einwohnerinnen sind durch starke Stigmatisierung gehemmt und haben Angst vor den Begegnungen mit unbekannten Menschen, was ein Zusammenkommen zusätzlich erschwert. Trotz des vielfältigen kulturellen und unterstützenden Angebots werden die Institutionen und Veranstaltungen zu selten genutzt, da die persönliche Schwellenangst oft überwiegt. Erst über einen persönlichen Kontakt, zum Beispiel durch das Angebot der Nachbarschaftshilfe, können die meisten Menschen erreicht werden.
Die Organisatorinnen des DemokraTisches werden nach dem gegenseitigen Austausch weiterhin daran arbeiten, das Leben in Schönwalde für alle Einwohner*innen angenehmer zu gestalten und offene Orte der Begegnungen zu schaffen – beispielsweise durch ein angedachtes gemeinsames Kennenlernfrühstück im Ortsteil.
Teilhaben? Ganzhaben! Austausch über Gleichberechtigung und Disability Pride
Donnerstag, 16.09.2021, 13 – 16 Uhr, Haus der Begegnung, Trelleborger Weg 37, 17493 Greifswald organisiert von AG Barrierefreie Stadt und Qu
Am 16.09.2021 haben sich Vertreter*innen der AG Barrierefreie Stadt, des Bildungsprojektes Qube, der Partnerschaft für Demokratie und Interessierte Bürger*innen im Haus der Begegnung getroffen. Zu Kaffee und Gebäck wurde von 13:00 – 16:00 Uhr zum Thema Gleichberechtigung von queeren Menschen und Menschen mit Teilhabebeeinträchtigungen diskutiert. Dabei sollte in vertrauensvoller Atmosphäre herausgestellt werden, welche Hürden es für queere und/oder behinderte Menschen im Alltag gibt, wo Veränderungen gewünscht sind und welche Forderungen daraus entstehen. Begleitet wurde die Veranstaltung durch eine Gebärdensprachdolmetscherin. Übergreifender Konsens dabei war, dass Gleichberechtigung durch finanzielle Unabhängigkeit sowie einen gleichberechtigten Zugang zu Informationen und Bildung erreicht werden kann. Dies wurde unter anderem in folgenden Handlungsfeldern festgestellt: Zugang zu Ämtern und Behörden, Kulturveranstaltungen (DGS begleiten), genderneutrale Toiletten, Anleitungen/Erklärungen (DGS und leichter Sprache), Vergabe von Förder- und Hilfsmitteln (betroffenen Personenkreis beteiligen), Unsicherheiten im Umgang mit queeren und behinderten Menschen sowie in der Erwachsenenbildung (DGS und leichter Sprache). Grundlegend zeigten die persönlichen Erfahrungen der Anwesenden, dass innerhalb der Gesellschaft noch viel getan werden muss, um eine angemessene Gleichberechtigung und Teilhabe aller Menschen zu erreichen.
Der DemokraTisch im Haus der Begegnungen bot neben dem allgemeinen Austausch auch die Chance zur Vernetzung unterschiedlicher Akteure, was erfolgreich angenommen wurde und in Zukunft den Anstoß für das bessere Mitdenken und Einbeziehen von queeren Communities und Menschen mit Behinderung bilden kann.
Was spielt mein Kind? Ein interaktiver Nachmittag mit den aktuellen Spieletrends
Donnerstag, 16.09.2021, 14-16 Uhr, Jugendzentrum klex, Lange Straße 14, organisiert von der ComputerSpielSchule Greifswald
Ehrenamt statt Egoismus
Donnerstag, 16.09.2021, 17:30 Uhr, vor dem AStA/Radio 98eins Gebäude; Friedrich-Loeffler-Straße 28, 17489 Greifswald, organisiert von Radio 98eins e.V. und dem AStA Universität Greifswald
Louise Blöß, Chefredakteurin von radio98eins, und Marcel Welkert, AStA Referent für Administration und Geschäftsführung und ebenfalls im Radiovorstand tätig, luden am 16.09.2021 zum letzten DemokraTisch der zweiwöchigen Reihe ein. Unter dem Titel ,,Ehrenamt statt Egoismus’’ wurde in einer kleinen Runde von ehrenamtlich Tätigen über die Wirkung und die Herausforderung des Ehrenamts diskutiert. Einen großen Teil des Gesprächs nahm die Frage ein, wie man mehr Menschen zum Ehrenamt bewegen könne. Alle Anwesenden teilten ihre Erfahrung davon, dass ihre ehrenamtliche Tätigkeit ihnen Spaß macht und sie persönlich voranbringt. Die Schwierigkeit sei es, mehr Menschen überhaupt an ehrenamtliche Vereine heranzuführen, sodass sie selbst diesen persönlichen Nutzen wahrnehmen und sich dann weiterhin engagieren können. Dafür müssten bestimmte Anreize geschaffen werden, die über die Ehrenamtskarte und einmal im Jahr stattfindende Auszeichnungen hinaus gehen. Gerade jüngere Menschen wie Studierende könne man mit solchen Maßnahmen nicht locken, weshalb auch in den Raum gefragt wurde, wie ehrenamtliches Engagement besser vergütet werden könnte. Als durchaus positiverer Anreiz wurde das Anbieten von vergünstigten Preise für den öffentlichen Nahverkehr bewertet, um die Erreichbarkeit zum Sitz des Vereins sicherstellen zu können. Geteilte Meinungen gab es darüber, welche Rolle Anerkennung und Dankbarkeit von außen spielt, wenn es um die Ausübung des eigenen Ehrenamts geht. Während einige sich mehr Aufmerksamkeit wünschen würden – auch von Seiten der Stadt – kommt es für andere eher darauf an, wie der Verein und die Mitglieder selbst aufgestellt sind. Befinden sich die Mitglieder des Vereins auf Augenhöhe und haben ein gutes internes Verhältnis, so sei Dankbarkeit von außen beispielsweise weniger bedeutend für die eigene Arbeit. Die Vereinsstruktur betreffend wurde außerdem geäußert, dass die gesetzlichen Vorgaben für ehrenamtlich tätige Vereine zu starr und veraltet sind, ein Wandel dieser Gesetze könnte ebenfalls dazu beitragen, dass sich mehr Personen engagieren. Die Gründe für den fehlenden Zulauf von neuen Mitgliedern sind vielfältig, oft liegt es aber daran, dass viele Menschen neben Arbeit und Familie nicht noch zusätzliche Zeit in eine ehrenamtliche Tätigkeit investieren wollen oder können. Auch den Studierenden fehle es durch Leistungsdruck und Regelstudienzeit an freien Kapazitäten, sodass ihnen mehr Zeit eingeräumt werden sollte, um neben dem Studium mit ihrem Engagement die studentische Kultur zu beleben und wichtige Erfahrungen zu sammeln. ,,Man kann durch das Ehrenamt viel bewirken, auch in kleinen Städten wie Greifswald’’ berichtet Marcel Welkert. Ein weiterer Denkanstoß für die Diskussion war die Frage, inwieweit Ehrenamt mit Politik und Demokratie in Verbindung gebracht werden kann. Die Anwesenden waren sich einig, dass die Tätigkeit in Vereinen immer grundlegend politisch und demokratisch sei, da sie zeigt, dass man sich mit seinem Umfeld auseinandersetzt und bestimmte Interessen vertritt. Die allgemeine Vereinsstruktur trägt ebenfalls zur demokratischen Bildung bei, sei es durch das Finden von Kompromisslösungen oder die Abstimmungs- und Wahlprozesse für Vorstände oder ähnliche Posten. Auch wenn die Teilnehmenden es bedauernswert finden, dass so wenig Menschen sich ehrenamtlich engagieren, wurde die Abschlussfrage nach einer verpflichtenden ehrenamtlichen Tätigkeit von allen verneint. Auf diese Weise bekäme das Ehrenamt einen negativen Beigeschmack, stattdessen solle man der Gesellschaft mehr Freiheiten schaffen, um neben der Arbeit genug Zeit für ehrenamtliches Engagement übrig zu haben. Als mögliche Lösung wurde beispielsweise das Modell der 4-Tage-Woche genannt.
Trotz weniger Besucher*innen als erhofft konnten an diesem abschließenden DemokraTisch spannende Gespräche entstehen, die die Wichtigkeit des Ehrenamts für eine demokratische Gesellschaft hervorgehoben haben.
Ich chill hier! Wo chillst du? – Jugendliche im öffentlichen Raum
Donnerstag, 16.09.2021, 14 – 18 Uhr, beim Sportplatz Dubnaring Greifswald, organisiert von Straßensozialarbeit Greifswald – Internationaler Bund Vorpommern
Die Straßensozialarbeiter*innen Greifswalds bauten ihren DemokraTisch neben dem Sportplatz am Dubnaring in Schönwalde auf – eben dort, wo ihre Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen im Alter von ca. zehn bis 26 Jahren vertreten ist. Ausgestattet mit genügend Getränken und Snacks wollten die Veranstalter*innen von den Jugendlichen erfahren, an welchen Orten im öffentlichen Raum sie am liebsten ihre Freizeit verbringen, wo und warum sie dort auf Probleme oder Ablehnung stoßen und was sie sich als Alternativen vorstellen könnten. Da die Straßensozialarbeiter*innen unter dem neuen Träger des Internationalen Bundes (IB) erst vor Kurzem mit ihrer Arbeit beginnen konnten, sollte der DemokraTisch vor allem dazu dienen, die Wünsche und Probleme der jungen Greifswalder*innen im öffentlichen Raum zu erfahren, um zielgerichtet darauf reagieren zu können. Auf großen Tafeln konnten sich die Teilnehmenden mit bunten Klebepunkten auf verschiedenen Skalen zu unterschiedlichen Fragen selbst einschätzen und positionieren. Was kannst du wo am Besten machen? Wo verbringst du am Wochenende und am Abend deine Freizeit? Hast du schon einmal Konflikte zwischen Jugendlichen und Erwachsenen im öffentlichen Raum erlebt? Mit wem ist es zu diesen Konflikten gekommen? Und was ist das Besondere an freien Flächen wie Parks und Sportplätzen, welche Eigenschaften sind dir bei der Auswahl wichtig oder unwichtig?
Mit diesen Fragen wollen die Jugendsozialarbeiter*innen die Einschätzung der Generation erhalten, dessen ,,Herumlungern’’ an öffentlichen Plätzen oft stark kritisiert wird. ,,Den Jugendlichen fällt ja selbst auf, dass sich einige Menschen von ihnen gestört fühlen und suchen sich dann andere Plätze. Sie wollen nicht stören’’ erzählt eine Mitglied der Straßensozialarbeit und fügt hinzu: ,,Aber es sollte auch ein Ort geschaffen werden, an dem Jugendliche Jugendliche sein können und nicht vertrieben werden’’. Gemeinsam wurde über die fehlenden Möglichkeiten der jüngeren Generation zum Verbringen ihrer Freizeit diskutiert. Ein Angebot für ,,Kinderdiscos’’, beziehungsweise Schüler*innenpartys, gibt es in Greifswald, wenn überhaupt, nur vereinzelt. Konzepte aus anderen Städten, wie ein Öffnen der Discotheken für Minderjährige vor der regulären Ü18- Party in der Zeit von 18-22 Uhr, wurden als mögliche Vorschläge diskutiert. Weiterhin bieten auch Jugendclubs oder Einrichtungen wie das Klex und das Takt einen Raum, in dem jüngere Menschen ihre Zeit verbringen können. Neben diesen Angeboten sei es jedoch auch nötig einen Raum zu finden, in dem Jugendliche sich ohne Betreuung durch Erwachsene treffen können, um sich auszuleben und eigene Erfahrungen zu sammeln. Diese freien Plätze sind bisher jedoch stark limitiert, da Beschwerden über Lautstärke und Vandalismus an fast jedem Ort anfallen, die Jugendliche in der Freizeit nutzen. Die Aussage ,,Die Erwachsenen sollten sich häufiger mal daran erinnern, wie es war, als sie jung waren. Dann würden sie auch mehr Verständnis für die Forderungen und das Bedürfnis von Jugendlichen nach mehr Freiraum haben’’ wurde von vielen der Teilnehmenden klar mit der Bewertung ,,stimme voll und ganz zu’’ versehen und sollte demnach mitgedacht werden, wenn es um Perspektiven für Jugendliche im öffentlichen Raum geht.
Die Straßensozialarbeiter*innen verbrachten den gesamten Nachmittag am Sportplatz und luden immer wieder jüngere und ältere Menschen dazu ein, den Diskurs über ein viel zu selten diskutiertes Thema im Rahmen des DemokraTisches zu suchen.